Vermögensaufbau für Freiberufler – in fünf Schritten

Viele Freiberufler stehen am Ende ihrer beruflichen Laufbahn da …

… und haben kein Vermögen außer ihren Ansprüchen aus dem Versorgungswerk und ein überdimensioniertes Eigenheim.

Das darf aus meiner Sicht einfach nicht sein.

Wie Sie es als Freiberufler besser mit dem Vermögensaufbau machen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Schritt 1: Vermeiden Sie den Dispokredit

Der schlechte Ruf des Dispokredits für Angestellte gilt für Unternehmer nur zum Teil. Die Zinsen sind natürlich horrend hoch.

Allerdings darf hierbei nicht vergessen werden, dass man die Zinsen nur für die – hoffentlich wenigen – Tage der Inanspruchnahme zahlt.

Und ein kurzzeitiger Liquiditätsengpass trifft jeden Unternehmer mal. Insbesondere in der Startphase.

Keine Dauerlösung

Aber der Dispokredit beziehungsweise die Kontokorrentlinie ist nichts, was man dauerhaft am Anschlag fahren sollte.

Um eine Inanspruchnahme von 100.000 Euro zurück zahlen zu können, brauchen Sie einen zusätzlichen Gewinn vor Steuern in Höhe von 200.000 Euro.

Üblicherweise dauert es also eine ganze Weile, bis man eine hohe Inanspruchnahme zurückgeführt hat.

Dann besser rechtzeitig über eine Umfinanzierung mit der Bank sprechen.

Generell gilt:

Schritt 2: Liquidität geht vor Rentabilität

Was für Arbeitnehmer gilt, gilt für selbständige Freiberufler erst Recht:

Sie brauchen neben der Kontokorrentlinie Ihrer Bank einen Notgroschen!

Denken Sie zurück an den Start des Jahres 2020.

So schnell kann es gehen und Ihnen brechen die Einnahmen aus Ihrer Selbständigkeit weg.

Sie brauchen daher eine Reserve, um solche Einnahmeausfälle oder andere Katastrophen eine Zeit kompensieren zu können.

Drei Nettomonatsgehälter als Notgroschen?

Für Angestellte mag das reichen.

Unternehmer sollten allerdings eine höhere Reserve haben.

Ein Monatsumsatz wäre aus meiner Sicht eine ordentlich Richtgröße.

Sparen Sie diesen Notgroschen schnellstmöglich an und legen Sie das Geld zur Seite.

Weder für den Urlaub, noch das Pony Ihres kleinen Engels wird das Geld abgehoben.

Es ist der NOTGROSCHEN.

Wenn Sie den Notgroschen zusammengespart haben, kümmern wir uns um …

Schritt 3: Meiden Sie private Schulden

Private Schulden sind für den Vermögensaufbau kontraproduktiv. Punkt.

Im Gegensatz zu betrieblichen Schulden oder der Finanzierung einer Kapitalanlage kaufen Sie mit privaten Schulden kein zusätzliches Einkommen.

Sie produzieren nur Kosten. Und erhöhen Ihre Risiken.

Steuerlich geltend machen können Sie Zinsen für private Kredite auch nicht.

Kommen wir zum nächsten Punkt:

Schritt 4: Setzen Sie nicht alles aufs Eigenheim

Selten wird man das Eigenheim wieder freiwillig verkaufen und zu Geld machen.

Daher sollte man sich bei der Suche nach dem Eigenheim nicht ständig fragen, ob man es vielleicht schafft das Haus noch eine Nummer größer zu finanzieren.

Das Gegenteil sollte überlegt werden.

Schauen wir uns dazu folgenden Vergleich an:

Fall 1: Dr. Blanko nimmt das Haus mit Pool

Dr. R. Blanko kauft sich ein Haus mit Pool zu Anschaffungskosten in Höhe von 1.000.000 Euro.

Er braucht in genau dieser Höhe eine Finanzierung. Diese sieht einen Zinssatz in Höhe von 4%, einen Tilgungssatz von 2% und eine Laufzeit von 27,5 Jahren vor.

Die monatliche Rate beträgt demnach 5.000 Euro.

Inklusive Zinsen kostet Dr. Blanko das Haus somit am Ende 1.650.000 Euro. Plus Gas, Strom, Wasser, Instandhaltung, etc.

Dr. Blankos bester Freund im Studium war Dr. Fuchs.

Der verdient genau so viel wie Dr. Blanko, lebt aber auf kleinerem Fuß:

Fall 2: Dr. Fuchs kauft sich ein Haus für 800.000 Euro

Die Finanzierung läuft ebenfalls über 27,5 Jahre mit 4% Zinsen und 2% Tilgung.

Die monatliche Rate ist jedoch um 1.000 Euro günstiger als die seines Kumpels Dr. Blanko.

Dr. Fuchs investiert die eingesparten 1.000 Euro jeden Monat in einen Aktiensparplan mit einer Rendite von 5% nach Steuern.

Nach 27 Jahren hat Dr. Fuchs in seinem Aktien-Depot einen Kapitalwert nach Steuern in Höhe von 685.000 Euro angespart.

Der Vergleich zwischen Dr. Blanko und Dr. Fuchs

Dr. Blanko geht mit einem Vermögen in Höhe von 1.000.000 Euro in Rente.

(Der Einfachheit halber lassen wir die Inflation einmal aus dem Spiel)

Sein Vermögen steckt komplett im Haus.

Im Pool ist allerdings kein Wasser mehr. Kostet zu viel. Wie soll man das alles von der Rente bezahlen?

Wir erinnern uns: Dr. Fuchs hat das Haus ohne Pool.

Dafür hat er ein Depot. Darin 685.000 Euro.

UND ein schuldenfreies Haus in Höhe von 800.000 Euro.

Das renoviert er sich jetzt nochmal nett von seinem Kapitalvermögen.

Vielleicht doch noch einen Pool?

Der Vermögensvergleich

Insgesamt beträgt das Vermögen von Dr. Fuchs 1.485.000 Euro.

Er verfügt damit im Ruhestand über gut ein Drittel Vermögen mehr als Dr. Blanko.

Und hat vor allem deutlich mehr liquides Vermögen.

Und das obwohl sein Haus nur 20% billiger war als jenes von Kollegen Blanko.

Das ist der Effekt von privaten Schulden. Der Zinseszinseffekt schlägt auch hier zu.

Mein Rat in Sachen Immobilien

Lassen Sie es mit Ihrem Haus vielleicht doch eine Nummer kleiner angehen.

Und versuchen Sie ihre privaten Schulden so schnell es geht zu tilgen.

Nach den privaten Schulden kümmern Sie sich um den nächsten Punkt:

Schritt 5: Tilgen Sie betriebliche Schulden

Wer konservativ an den Vermögensaufbau heran geht, baut Risiken ab.

Auch die betrieblichen Schulden sind ein Risiko.

Wer mutig ist, kann hier härter am Wind segeln und mit Hilfe von betrieblichen Schulden permanent zusätzliches Einkommen (in Praxen, Immobilien, Aktien etc.) nachinvestiveren.

Das kann aber auch schief gehen.

In mir steckt eine Beamtenseele. Daher würde ich mich nach Tilgung der privaten Schulden um meine betrieblichen Schulden kümmern.

Am Ende zählt beim Vermögensaufbau, dass Sie sicher ins Ziel kommen.

Es muss nicht immer der erste Platz sein.

Die betrieblichen Schulden kosten mich übrigens nur die Hälfte der privaten Schulden.

Denn die Zinsen sind steuerlich abzugsfähig. Auch bei heftigen Zinssteigerungen kann ich hier deutlich gelassener sein.

Dennoch an alle Beamtenseelen: Hinfort mit diesen Schulden.

Das Fazit

Liquidität aufbauen, Schulden tilgen und dann Investieren.

Gute Immobilien und gute Aktien sind sicherlich der einfachste Weg mit ordentlicher Rendite Vermögen aufzubauen.

Die eingesparten Tilgungsraten sollten sofort in die Kapitalanlagen fließen.

So tut der Vermögensaufbau nicht weh.

Und Sie können Dr. Blanko auch mal zum Essen einladen …

Comments on this entry are closed.

  • Denisse Ohanian Mai 22, 2023 @ 17:35

    Super gut erklärt!
    Werden wir versuchen und bald bestimmt auch schaffen!
    Danke für die Aufklärung und Erläuterung!

    • Jens Hellmann Mai 23, 2023 @ 8:38

      Vielen Dank für das Lob!