Angenommen, Sie sind Unternehmer und brauchen Geld.
Gut, wer braucht das nicht …
Es geht in diesem Fall aber um einen Kredit für Selbständige. Weil Sie vielleicht eine Praxis kaufen wollen oder aber versäumt haben, ausreichend Steuerrücklagen zu bilden.
Was bleibt also? Klar, der Weg zur Bank.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich idealerweise auf das Gespräch bei der Bank vorbereiten und so optimale Finanzierungskonditionen für sich herausholen.
Kredit für Selbständige: Die Politik der Banken
Welche Bank ist für Sie die Richtige?
Zuerst einmal sollte die Bank zu Ihnen passen und sich für Ihre Berufsgruppe interessieren. Diesen Aspekt habe ich selbst einmal unterschätzt.
Im Jahr 2004 brauchte ich erstmals Geld in einer nennenswerten Größenordnung von einer Bank. Es ging um meinen Einstieg als Gesellschafter in unsere Steuerberatungskanzlei.
Der damalige Seniorpartner der Kanzlei pflegte guten Kontakt zu einer deutschen Großbank mit einer Filiale in der Nähe. Also lag es für mich nahe, zuerst einmal dort anzurufen.
Wir luden zwei Kundenberater der Bank zu einem Termin ein. Diese eröffneten mir nach einer guten halben Stunde Smalltalk, dass man derzeit kein Interesse an der Finanzierung von Steuerberatern hätte.
Fassungsloses Staunen.
Ich war ziemlich verunsichert. War meine Entscheidung zum Einstieg in die Kanzlei richtig? Hatte ich vielleicht irgendetwas übersehen?
Warum nicht die Hausbank fragen?
Den nächsten Versuch startete ich bei der Hausbank, bei der ich quasi seit Geburt Kunde war. Ein Gespräch und zwei Wochen später hatte ich die Kreditverträge in der Hand. Öffentliche Mittel, gute Konditionen. Alles fein.
Die Politik der Banken darf bei solchen Entscheidungen nicht außen vor gelassen werden. Die Kreditinstitute setzen immer mal wieder auf andere Pferdchen.
Eine zeitlang stehen Ärzte „auf der Speisekarte“ und fünf Jahre später trennt man sich von dieser Berufsgruppe, weil man feststellt, dass mit einer anderen Geschäftspolitik mehr zu verdienen ist.
Sind P2P-Kredite eine Alternative?
Angenommen Sie haben bereits drei Banken aufgesucht, um das neue, etwas schnellere Praxisauto zu finanzieren. Alle drei Banken winken ab. Was nun?
Sind so genannte „Peer-to-Peer“-Kredite (P2P) eine Alternative? Bei P2P-Krediten nimmt man Geld von einer großen Gruppe von Privatanlegern auf. Vermittelt werden diese Darlehen über Online-Plattformen wie auxmoney, smava oder lendico.
Die Plattformen versprechen den Kreditnehmern schnelle Bearbeitung und faire Zinsen. Den Investoren werden hohe Renditen in Aussicht gestellt.
Doch im Gegensatz zur klassischen Bank trägt das Risiko eines Kreditausfalls nicht etwa die Online-Plattform. Fällt ein Kredit aus, schauen hier die privaten Investoren der Plattform in die Röhre.
Ich habe zugegeben wenig Erfahrung mit solchen Plattformen. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir:
Wenn mehr als eine Bank Ihren Finanzierungswunsch ablehnt, dann sollten Sie sich dringend Gedanken darüber machen, ob die getroffene Investitionsentscheidung wirklich sinnvoll ist.
Ganz offen, vermutlich ist sie es dann nicht.
Konditionell mögen die Plattformen vielleicht faire Bedingungen anbieten, sie werden nach meiner Einschätzung aber niemals die niedrigen Zinssätze der nächsten Finanzierungsform erreichen.
Denn einen völlig anderen Weg der Finanzierung beschreiten die …
Förderbanken
Was viele Selbständige nicht wissen: Über Ihre Hausbank können Sie sich nicht nur Geld direkt von der Bank leihen. Sondern auch das Geld der Förderbanken der Länder, wie zum Beispiel der NRW-Bank, oder des Bundes, wie der KfW-Bank.
Per Satzung haben diese staatlichen Banken den Auftrag, Projekte wie Wohnungsbau oder Existenzgründungen zu unterstützen.
In aller Regel wird Ihr Kundenberater Ihrer Hausbank Sie im Rahmen des Beratungsgesprächs unaufgefordert über die Förderprogramme des Bundes und der Länder aufklären.
Es schadet aber nicht, sich vor dem Banktermin einmal über die aktuellen Förderprogramme zu informieren und Ihren Kundenberater nach diesen im Beratungstermin zu fragen.
Wichtig: der persönliche Kontakt zum Kundenberater
Für die Praxisfinanzierung nicht zu gebrauchen sind reine Online-Banken. Wenn es um wirklich viel Geld geht, ist eine persönliche Beratung zwingend notwendig.
Berater oder Verkäufer?
Immer wieder höre ich den Vorwurf, dass die „Berater“ der Banken ausschließlich Verkäufer seien. Ja, Verkäufer sind sie natürlich auch.
Aber offen gesagt habe ich täglich mit Kundenberatern von Banken zu tun. Viele kenne ich über zehn Jahre. Und ich bilde mir ein, dass ich inzwischen abschätzen kann, ob etwas verkauft werden soll, das nicht im Kundeninteresse ist.
Ein Abschluss im Sinne des Kunden halte ich für hingegen für absolut richtig.
Gute Berater sehen nicht nur das Geld, das sich mit einem Kunden verdienen lässt. Sie wollen Kunden, mit denen sie gerne und vor allem langfristig zusammen arbeiten können.
Die Kundenberater im Geschäftskundenbereich, die wirklich groben Unfug aus purem Eigeninteresse angeboten haben, kann ich an einer Hand abzählen.
Im Privatkundenbereich mag das deutlich anders aussehen …
Der Prozess der Kreditvergabe
Wie gesagt, Kundenberater im Geschäftskundenbereich ticken anders. Die Beziehung zum Kunden ist viel intensiver. Man spricht mit diesem ständig und nicht nur alle fünf Jahre.
Zudem will Ihr Kundenberater meist das Gleiche wie Sie: Sie brauchen Geld und Ihr Kundenberater will es Ihnen leihen.
Nur zu gerne, denn er wird daran gemessen, wie viel Kreditvolumen er betreut.
Doch so einfach ist es leider nicht.
Denn die Bank verleiht zwar gerne Geld, aber noch lieber bekommt sie das Geld auch zurück.
Kundenberater und Marktfolge
Hinter dem Kundenberater sitzt aus diesem Grund die so genannte „Marktfolge“.
Hierbei handelt es sich um Sachbearbeiter, die Sie nie zu Gesicht bekommen werden. Diese Sachbearbeiter sollen das Risiko für die Bank einschätzen.
Und wonach werden diese Banker wohl beurteilt? Danach mögliche Risiken, die einen Zahlungsausfall zur Folge haben, im Vorfeld aufzudecken.
Lob gibt es hier vermutlich selten. Aber es gibt einen auf den Deckel, wenn man ein Risiko übersehen hat und ein Darlehen der Bank aufgrund einer Kundenpleite ausfällt.
Was ist also das Interesse der Marktfolge? Möglichst viel zu kritisieren und zu hinterfragen. Im Zweifel macht man mit einer Kreditablehnung weniger falsch als mit einer Genehmigung.
So stimmen Sie die Marktfolge gnädig
In Zusammenarbeit mit Ihrem Kundenberater sollten Sie dafür sorgen, dass der Kreditantrag so gestellt wird, dass möglichst keine Fragen offen bleiben.
Ein gut ausgearbeiteter Businessplan hilft natürlich immer.
Beweisen Sie darin, dass Sie wissen, wie und warum Ihre Praxis oder Ihr Unternehmen finanziell funktioniert. Nehmen Sie zu unternehmerischen Risiken Stellung und man zeigen Sie, dass Sie Ihre Zahlen im Griff haben.
Wenn Sie Hilfe bei der Ausarbeitung eines solchen Businessplans wünschen, sprechen Sie uns an.
Sorgen Sie dafür, dass man Sie als zuverlässigen Kunden wahrnimmt:
- Seien Sie Ihrem Kundenberater gegenüber immer ehrlich.
- Reagieren Sie auf Anschreiben der Bank.
- Erscheinen Sie zu Terminen (pünktlich).
- Behandeln Sie den Kundenberater mit Respekt.
- Kündigen Sie eine benötigte Kontoüberziehung immer vorher telefonisch an und teilen Sie mit, wann Sie mit einer Rückführung der Überziehung rechnen und aus welchem Grund. Halten Sie sich an Ihre Zusagen.
- Sorgen Sie dafür, dass Lastschriften von Ihrem Konto nicht platzen oder gar Kontopfändungen eingehen.
Immmobilien- oder Praxisfinanzierung
Wenn Sie eine Immobilie oder Praxis kaufen wollen, stellt sich die Sache noch einmal ein wenig komplexer dar. Weil Sie zum Banktermin dann noch eine ganze Menge mehr an Unterlagen benötigen, die Auskunft über das zu finanzierende Objekt geben.
Welche Unterlagen Sie dazu im Einzelnen benötigen, erkläre ich in einem der nächsten Blogartikel.
In jedem Fall unterstützen wir Sie gerne bei der Zusammenstellung der Unterlagen und bei der Entwicklung von wirtschaftlich und steuerlich sinnvollen Finanzierungsmodellen.
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