Wenn ich mit Mandanten über Altersvorsorge rede und das Gespräch auf Aktien kommt, heißt es häufig:
„Viel zu riskant, ich habe damals bei der Telekom oder sonstwo schon Geld versenkt.“
Ist nicht ganz falsch.
Jeder, der schon länger in Aktien investiert, weiß wie schlecht sich ein Kursverlust anfühlt.
Es steckt sicherlich ein gewisses Risiko in Aktien. Ein Kursschwankungsrisiko.
Morgen könnten Ihre Aktien 20% verlieren. Oder 30%.
Das ist dann für Sie relevant …
…wenn Sie das Geld morgen auch tatsächlich brauchen.
Sonst nicht.
Was uns die aktuelle Bankenkrise lehrt
Herbe Verluste sind auch bei der Geldanlage in „sichere“ Anleihen möglich.
Bei Staatsanleihen starker Industrienationen oder Unternehmensanleihen renommierter Firmen bekomme ich mein Geld aller Wahrscheinlichkeit nach zurück.
Das Ausfallrisiko ist zu vernachlässigen.
Dieser Meinung waren kürzlich auch noch die Banken im Silicon Valley.
Bevor das Geld der Kunden sinnlos herum liegt, kann man mit diesem Geld noch ein paar Dollar mit Anleihen verdienen.
Oder nicht?
Dumm nur, dass die Zinsen in letzter Zeit rasant gestiegen sind. Und damit die Anleihen an Wert verloren haben.
Das Inflationsrisiko von Anleihen
Man kauft schlecht verzinste Anleihen eben nur mit entsprechendem Abschlag.
Und als die Silicon Valley Bank dringend Liquidität benötigte, musste sie die Buchverluste der Anleihen tatsächlich auch realisieren.
Dabei ging die Bank baden (pleite) und andere Kreditinstitute folgten.
Gut, dass einem solche Turbulenzen bei Immobilien-Investments erspart bleiben, oder?
Falsch, denn …
Herbe Verluste sind auch bei der Immobilienanlage möglich
Wenn ich die Immobilienangebote im Netz richtig verfolge, hat der schnelle Anstieg der Zinsen auch in Deutschland dazu geführt, dass die Preise fallen oder zumindest stagnieren.
Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen ist jedenfalls stark rückläufig.
Immobilienmärkte reagieren traditionell sehr träge.
Bis die gefallenen Preise in den Köpfen der Menschen angekommen sind, dauert es vergleichsweise lange.
Anders wäre das, wenn der Wert der eigenen Immobilie jeden Tag im Wirtschaftsteil der Zeitung nachzulesen wäre.
Blenden wir das Kursschwankungsrisiko bei Aktien einmal aus
Beim Blick ins Depot wird häufig eines vergessen:
Die dort ausgewiesene Rendite zeigt nur die Kursgewinne an.
Was Sie nicht sehen können, sind die Zahlungen, die Ihnen in Form von Dividenden Ihrer Aktien oder Aktienfonds zugeflossen sind.
„Das sind doch nur Kleckerbeträge“ werden Sie vielleicht denken.
Dividendenrenditen betragen schließlich oft nur 2% des Kurswertes oder sogar weniger.
Aber, haben Sie einmal berechnet wie sich eine Aktiendividende bezogen auf Ihr ursprünglich investiertes Kapital entwickelt hat?
Die Macht der Dividenden
Nehmen wir an, Sie haben für 100.000 Euro Aktien der Firma Pfefferminzia gekauft.
Die Dividendenrendite beträgt zunächst 2%. So weit so langweilig.
Pfefferminzia geht aber plötzlich mit dem Kurs durch die Decke.
Der Kurswert steigt auf 200.000 Euro und die Dividendenrendite bleibt bei 2%.
Somit werden 4.000 Euro ausgeschüttet.
Sind diese 4.000 Euro immer noch langweilig?
Bezogen auf Ihre angelegten 100.000 Euro immerhin schon 4% Rendite.
„Haha, Herr Hellmann! Pfefferminzia haben Sie sich doch nur ausgedacht! Die Firma gibt es doch gar nicht.“
Stimmt. Gibt es nicht.
Rendite hui, Ernährung pfui?
Schauen wir uns einmal echte Zahlen von zwei total langweiligen Aktienklassikern an.
Nicht irgendwelche Hype-Aktien wie Tesla oder Amazon.
Wir schauen einmal auf die Traditionsunternehmen Coca Cola und McDonalds.
Was nebenbei nichts über meine Essgewohnheiten verraten soll.
Dividendenentwicklung bei Coca Cola
Nehmen wir an, Sie hätten 2003, also vor 20 Jahren 100.000 Dollar in Coca Cola investiert.
Damals kostet die Aktie etwa 20 $ das Stück.
Und je Aktie wurden etwa 88 Cent pro Jahr als Dividende ausgeschüttet.
Das machte damals vergleichsweise langweilige 4,4% oder 4.400 Dollar pro Jahr.
Übrigens schüttet Coca Cola viermal im Jahr aus.
Für Unternehmer, die ein regelmäßiges passives Einkommen aufbauen wollen, eine feine Sache.
Wie sähe im Beispielsfall das Ergebnis nach 20 Jahren aus?
Kursgewinne nach 20 Jahren
Einerseits hätte man einen schönen Kursgewinn verbuchen können.
Aktien von Coca Cola liegen nun bei ca. 60 Dollar das Stück.
Und aufgrund eines Aktiensplits in diesem Zeitraum hätten Sie auch noch die doppelte Anzahl an Aktien.
Man hätte sein Kapital also versechsfacht.
Aber selbst, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre…
Wie sähe die Dividendenentwicklung aus?
Coca Cola schüttet heute ca. 1,76 $ je Aktie im Jahr aus.
Für 100.000 Dollar hätten wir damals 5.000 Aktien erhalten.
Aufgrund des Aktiensplits wären hieraus inzwischen 10.000 Aktien geworden.
Somit wären wir inzwischen bei Dividenden in Höhe von 17.600 Dollar pro Jahr.
Bezogen auf Ihre einst investierten 100.000 Dollar, wären wir also bei einer Rendite von 17,6% angelangt.
Allein aus Dividenden. Jedes Jahr.
Und zukünftig vermutlich jedes Jahr etwas mehr. Ohne, dass Sie einen Handschlag dafür hätten tun müssen.
Der Vergleich mit Immobilien
Bei Immobilien hätten Sie inzwischen mehrere Mieter gesucht, mehrfach saniert usw.
Hätten Sie es geschafft die Kaltmiete zu verdoppeln oder gar zu vervierfachen? Ohne Instandhaltungen?
Ohne etwas zu dafür zu tun?
Was wäre im Rückspiegel über 20 Jahre risikoreicher gewesen: die Aktie oder eine Immobilie?
Im Beispielsfall hätte Coca-Cola sicherlich die meisten Immobilieninvestments geschlagen.
Laut Statista benötigte man in Deutschland für eine Verdoppelung der Miete ca. 30 Jahre.
Vielleicht ist Coca Cola aber nur ein Ausreißer.
Schauen wir uns noch einen langweiligen Aktienklassiker an:
Entwicklung der Dividende bei McDonald´s
Hätten Sie 100.000 Dollar vor 20 Jahren in den Fastfood-Riesen investiert, hätten Sie vielleicht 12,50 Dollar je Aktie gezahlt.
Sie hätten somit 8.000 Aktien erhalten.
Die Dividende lag seinerzeit bei 40 Cent je Aktie.
Die Renditen aus der Dividende hätten also ca. 3,2% bezogen auf die investierten 100.000 Dollar betragen.
Kursgewinne bei Mc Donald´s nach 20 Jahren
Heute steht die Aktie bei ca. 250 Dollar.
Ihr Kapital hätte sich verzwanzigfacht!
Wie sähe die Dividendenentwicklung aus?
Heute zahlt Mc Donalds ca 5,66 Dollar je Aktie.
Bezogen auf die 12,50 Dollar von damals also 45% Rendite.
Die Rendite ist also ca. 14 mal höher als vor 20 Jahren.
Hätte es gelingen können, die Miete einer Mietwohnung in solchem Maße zu erhöhen?
Sicher nicht.
Zumal wir bei dieser Betrachtung die Wirkung der Inflation außer acht gelassen haben.
Schlägt die Aktie also immer die Immobilie?
Pauschal lässt sich dies sicherlich nicht sagen.
Welche Investition sich am meisten lohnt, hängt von vielen Faktoren ab.
Bei Immobilien arbeitet man ja auch gewöhnlich mit geliehenem Geld.
Was Chancen und Risiken erhöht.
Das Fazit
Aus meiner Sicht wird die Bedeutung der Dividende beim privaten Investieren in Aktien gerne übersehen.
Die Dividende ist aber neben den Kursgewinnen eine höchst effektive Säule des Vermögensaufbaus.
Und eine Aktie und deren Dividende ist sicherlich nichts, wovor Sie bei langem Anlagehorizont Angst haben müssen.
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Lieber Jens,
schöner Beitrag 😉
Was ich jetzt verstanden habe:
Haus verkaufen, in nen dicken Tesla investieren, abends vor den Laptop setzten und bei Amazon bestellen und dabei den Big Mac mit ner kalten Cola verschlingen….
richtig?
🙂 Lieber Gisbert, so lebe ich seit Jahren hervorragend!!
Das hast du nahezu richtig verstanden. Noch besser ist es allerdings für dich, wenn du vorher noch die korrespondierenden Aktien kaufst. Wenn nicht, ist auch nicht schlimm, dann haben wenigstens Jens und ich was davon.
Lieber Herr Hellmann,Ihre Mandanten haben Anlass, Ihnen für Ihren Beitrag zum Thema „Aktien“ dankbar zu sein.Häufig hält ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis vom Investment in Aktien ab.Längerfristig gesehen ist dies aber das beste Investment wie meine langjährige Erfahrung zeigt.Allerdings sollte man darauf achten, eine ordentliche Liquiditätsreserve verfügbar zu haben, um nicht zum falschen Zeitpunkt Aktien veräußern zu müssen.Das Thema „Anleihen“ sollten demnächst mal aufrufen.
Vielen Dank Herr Laepple. Ich freue mich sehr, dass Sie meine Artikel lesen.